Über das Thema Schönheit
Ich habe mir die Frage gestellt: Was ist eigentlich schön?
Wenn man das Wort Schönheitsideal im Internet sucht, findet man u.a. folgenden Eintrag:
„Ein Schönheitsideal ist eine zeitgemäße Vorstellung von Schönheit innerhalb einer Kultur. In der Regel bezieht sich der Begriff auf das Aussehen von Körper und Gesicht. “ (Verweis Wikipedia – Eintrag Schönheitsideal)
Okay und was sagt uns das jetzt? Genau, eigentlich nicht wirklich etwas Konkretes.
Aber, wenn ich den TV einschalte, Magazine aufschlage oder mir meinen Feed in den sozialen Medien ansehe, wird auf einmal ein Bild, was angeblich der idealen Schönheit entspricht, ziemlich klar dargestellt.
Die weibliche Variante ist meist groß und sportlich, hat perfekte Haut, Haare und Zähne. Gerne darf es aber auch Kurven geben, nur dann bitte nicht zu viel und auch nur an den „richtigen“ Stellen.
Tja, und nun zu mir…
Hi, ich bin Sarah-Liv, 36 Jahre alt und laut Medien eigentlich so gar nicht „perfekt schön“.
Seit meinem 4. Lebensjahr lebe ich mit der Hauterkrankung Vitiligo oder auch Weissfleckenkrankheit genannt. Dies ist eine nicht ansteckende, unheilbare Autoimmunerkrankung, die dafür sorgt, dass die Pigmente meiner Haut zerstört werden und somit gut sichtbare weiße Flecken überall auf dem Körper entstehen.
Schon in meiner Kindheit musste ich früh erfahren, dass alles, was irgendwie „anders“ ist, nicht immer unbedingt einfach ist. Blicke, tuscheln, direktes Mobbing – all das brachte mich an einen Punkt in meinem Leben, an dem ich mich nicht mehr leiden konnte. Schlimmer, ich hasste es, mich im Spiegel anzuschauen.
Insbesondere in meiner Jugend verbrachte ich die meiste Zeit damit, mein Selbstbild zu vergleichen und projizierte es auf mein gesamtes Erscheinungsbild – wie durch eine kaputte Brille, die durch kritische, selbsthassende und negative Gedanken einen dicken Bruch im Glas bekommen hat.
Die Flecken auf der Haut wurden unter Make-Up und Selbstbräuner versteckt, die zu dünnen Beine mit zwei paar Hosen kaschiert und die leicht abstehenden Ohren unter den langen Haaren verdeckt.
Und dennoch hatte ich stets das Gefühl, es ist nicht gut genug, nicht schön, nicht so perfekt wie bei den Anderen.
Eins der grossen Probleme mit sogenannten Idealen ist, dass sie ziemlich wenig Vielfalt zulassen. Sie sind so gut wie nicht erreichbar und dennoch messen wir uns daran. Das führt dazu, dass das Selbstwertgefühl immer mehr fällt und man sich unwohl im eigenen Körper fühlt.
Ich kam an einen Punkt in meinem Leben, an dem ich mir selbst die Frage stellte: Warum ich diesem Thema eigentlich so viel Macht zuspreche? Warum ist es mir so wichtig, was jemand über mein Aussehen, meine Haut denken könnte?
Gerade unsere Unterschiede – unser unverfälschtes Ich – ist doch das, was Charakter verleiht.
Wenn man überlegt, was alles passieren könnte, wenn man all diese negative Energie für andere, einfach mal gezielt in sich selbst investieren würde.
Man sollte nicht vergessen, im Laufe der Jahrtausende hat die Vorstellung davon, was schön und attraktiv ist, immer wieder starke Wandlungen erfahren. Das anzustrebende Schönheitsideal, welches uns Medien weismachen wollen, ist nichts als eine Illusion.
Was schön ist, bestimmt ihr am Ende selbst. Ihr könnt niemals allen anderen gerecht werden und gefallen.
Natürlich gibt es auch heute noch Tage, an denen ich mich nicht so toll finde und dann scroll ich durch meine sozialen Medien und denke “ja, ok das hilft nicht”.
Aber auch das ist in Ordnung. Solche Tage gibt es – wichtig ist, dass man nicht vergisst, dass Schönheitsideale medial erschaffen worden sind und es doch auch irgendwie langweilig wäre, wenn wir alle gleich aussehen würden, oder?
Seid so schön wie IHR seid! Passt auf, dass es euch mental und körperlich gut geht und versucht nicht einer Illusion hinterher zu laufen.
Einzigartig? Großartig!
Autorin: Sarah-Liv Weyler (@sarahlivw)
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